Wie ich zu meinem Bärchen kam (aus Pferdesicht geschrieben)

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Am 23.03.1994 bin ich in einem kleinen Stall geboren. Ich werde noch heute mit Leo angesprochen und war ein brauner, kleiner Kerl und liebte es mit meiner Mami zu schmusen.

Doch mit einem Mal wurde ich von meiner Mami getrennt und war auf mich selbst angewiesen…

Ab sofort wusste ich, dass ich in der riesen großen Welt alleine zurechtkommen muss! Aber ich habe es geschafft. Als ich etwa drei bis vier Jahre alt war fingen so ne merkwürdigen Wesen an, mit mir rumzudoktern, sprich sie haben mich immer im Kreis herum laufen lassen und ein wenig später haben sie mir etwas großes, schweres, was sich Sattel nennt, auf meinen Rücken gelegt. Dann bekam ich noch so ein verschnalltes Ding, was sich Trense nennt, umgeschnallt und so eine komische Stange ins Maul. Das war vielleicht ein komisches Gefühl, als dann der erste auf meinem Rücken saß. Ich war sehr wild und wollte keine Menschen auf mir sitzen haben. Ich versuchte sie herunterzuschmeißen aber sie schlugen mich daraufhin mit so einem Stock ähnlichen Ding, namens Gerte.

Ich unterlag großen Schmerzen aber das merken diese blöden Menschen ja nicht. Nach einiger Zeit gab ich es auf und sagte mir, bevor ich noch umkomme, akzeptiere ich die da oben auf mir und lief ganz brav hin und her… Mit etwa 5 Jahren brachte man mich immer wieder an einen anderen Ort mit so einem riesigen Ungetüm, wo es sehr eng und dunkel drin war.

Dann fuhren wir zu einem komischen Ort, wo auch diese Wesen herumliefen, nur in klein, die gibt es auch noch?? Komische Kreaturen… Sie haben mich alle begrabbelt aber ich begann es schön zu finden und zu genießen. Kraulen zwischen den Augen ist sehr schön!!!

Nachdem ich akzeptiert habe, dass diese kleinen und großen Wesen überall herumlaufen, mir aber nichts böses wollen, habe ich mich über die Aufmerksamkeit gefreut und es genossen, wenn sich alles um mich dreht. Nachdem aber auch die Kinder mit ihren, so genannten Sporen, immerwieder in meine Seite piecksten und mir immer mit der Gerte auf den Po hauten, fand ich das gar nicht mehr schön. Klein aber OHO!! Ich sagte mir:“*SCHNAUB* Macht doch, was ihr wollt mit mir! Ich mache, was ihr wollt!“ Von da an, war es mir egal, was die Kinder auf mir gemacht haben…

Dann musste ich wieder in so ein enges, kleines Ungetüm gehen aber auch das war mir völlig egal! Es kann ja nur besser werden!!

Ich stieg nach einiger Zeit wieder aus diesem Ungetüm heraus und sah eine große Wiese… und Gras! Hmmmmmmmmmm lecker.

Ich dachte mir:“Ich habe Hunger auf schönes, grünes und saftiges Gras.“

Ich nutzte die Gelegenheit und gnubbelte mit den Lippen die kleinen Reste vom Straßenrand ab. Ich wurde auf einmal auf eine große Wiese gelassen und wälzte mich erstmal ausgiebig. „Das tut gut“, dachte ich mir. Dort blieb ich gefühlt eine Woche doch es war tatsächlich über ein Jahr! Es kam zwischendurch nochmal jemand, um nach mir zu sehen aber ich durfte mir den ganzen Tag den Bauch vollschlagen… Das war herrlich und besser als von diesen Kindern mit der Gerte und den Sporen gepiekst zu werden! Doch mit einem Mal holte mich ein Mann von dieser Wiese weg und ich musste wieder in dieses Ungetüm einsteigen… Ich wusste nicht, wo es hingeht und hatte Angst, dass sich mein Leben wieder so schlimm verändert und ich diese kleinen Quelgeister tragen muss. Aber es kam ganz anders…

Ich kam in einen schönen, großen Stall und kam am Tag auch raus, war nicht nur in der Box, wie es die Menschen nennen, eingesperrt… Jedes Mal als die Boxentür aufging und ich nicht gerade auf den Paddock kam, wurde immer nur irgendetwas von jemandem gesagt und laut gelacht… Es war sowas, wie:“Oh Gott, guck dir mal diese Hufe an, das sind ja Suppenteller…HIHIHIHI!“

Ich verstand es allerdings nicht und wartete, dass das Futter in die Krippe kam. An einem Tag wurde ich dann wieder aus der Box geholt aber nicht auf den Paddock gebracht, sondern ich wurde das erste Mal wieder geritten… Es war aber ein ganz anderes Gefühl jemanden ohne diese Spitzen Dinger auf mir zu haben… Mir fing es an, Spaß zu machen, herumzulaufen und ich konnte mich nach einiger Zeit entspannen. Dann wurde ich auch wieder in die Box gestellt und bekam mein Futter zur Belohnung… Ich wurde in letzter Zeit öfters von einigen netteren Personen geritten und ich fand es schön auch mal ordentlich geputzt zu werden, zu schmusen und es mir gut gehen zu lassen…

Ich bekam an einem schönen Sommertag eine neue Besitzerin, sie ist sehr nett und ich mochte sie von Anfang an… Ihre Eltern, sie sind sehr einfülsam und wollen immer, dass es mir sehr gut geht… Ich genieße es, wenn ich von dem „Energiemann“ behandelt werde und ich auf einmal meinen Rücken wieder frei bekomme. Nach dem ersten Mal dieser Behandlung fand ich auf einmal vieles schrecklich, erschreckte mich davor und musste lernen an die Dinge näher ran zu gehen, um Vertrauen zu bekommen. Ab da wurde ich von Tag zu Tag munterer und ich begann ein neues Leben zu führen. Ich bin mittlerweile 14 Jahre alt und lebe in dem Stall in Essenrode, wo ich mit meinen Kumpels auf dem Paddock oder der Weide sehr gerne Spiele und mich vollfuttern kann…

Der Sommer verging viel zu schnell, denn dann musste ich wieder in den Stall zurück, wo ich kein Gras mehr bekam, schade.

Wir machten viele Ausritte in die umliegenden Wälder und es machte mir sehr viel Spaß auch mal richtig abzugehen. Manchmal fand das meine Besi nicht lustig, da ich dann einfach gerannt bin und sie mich kaum bremsen konnte, aber manchemal muss das einfach sein. Aber sie hat mich ja immer nur vor der Straße bremsen wollen oder sie hatte keine Kraft mehr…

Dann ist ein weiterer Winter mit sehr viel Training und Muskelkater gestartet. Ich wurde sehr oft bewegt und ich merkte, dass ich im Pop desöfteren leichte Schmerzen hatte, die wieder weggingen aber trotzdem erstmal unangenehm waren. Ich merkte aber auch, dass es mir dann besser ging und ich viel mehr Kraft hatte. Ich spielte auf dem paddock sehr viel und bin immer gestiegen, was ich nur draußen mache. Unterm Reiter würde ich es nicht probieren, das gibt bestimmt Ärger.

Nach einiger Zeit musste ich wieder in diesen dunklen Raum hinein, was kein problem für mich war, denn ich dachte mir nichts böses dabei. Es war auch nicht böse, denn ich durfte schon bald wieder raus. Dann rief ich, weil ich nicht wusste, wo ich bin und war sehr aufgedreht. Als ich dann aber auf eine Wiese gebracht wurde, die schön grün war, ging es mir gleich besser. Dort lief meine Besi wieder zu mir und war scheinbar sehr traurig, wieso wusste ich nicht. Dann fuhren sie nach Hause und ich durfte mich vollfuttern, was ein Leben. Die nächsten Tage verliefen ruhig doch dann musste ich wieder laufen, erst im Kreis und dann wurde ich geritten. Meine Besi kam erstmal nicht mehr zu mir. Nach endlos gefühlter Zeit kam sie wieder und ich wurde wieder in den dunklen Raum gestellt, dann fuhren wir wieder weg. Es ging mir dort sehr gut aber ich war froh, dass meine Besi wieder da war. Ich wurde weiterhin regelmäßig bewegt und fühlte mich sehr gut.

Der Sommer kam und ich durfte dann auch wieder auf die saftige Weide * yammi* Das war toll, einfach Pferd sein, sich hinlegen und trotzdem knabbern, echt praktisch…

Mitlerweile bin ich seit 10 Jahren im selben Stall und beschütze meine Besi sehr gut vor anderen Pferden, die auch Kumpels sind. Aber an Meine Mami kommt keiner ran.

Ich freue mich, dass ich nun in ein besseres Leben gekommen bin und dass es mir nun einfach gut gehen darf.


von Melissa